Vorfall in Frankfurt Flug aus Tokio ist 18 Sekunden zu früh – und muss durchstarten

Ein Flug aus Tokio muss in Frankfurt wegen des Nachtflugverbots durchstarten. In sozialen Medien entfacht das eine kontroverse Debatte – auch ein Pilot meldet sich zu Wort.
Ein Flug der japanischen Airline All Nippon Airways musste am 3. Juli kurz vor der Landung in Frankfurt durchstarten. Das zeigen Flugdaten auf dem Portal "Flightradar24.com" sowie der Bericht eines Piloten auf LinkedIn, welcher den Vorfall vom Rollfeld aus mitverfolgte.
Grund war demnach das am Flughafen geltende Nachtflugverbot: Die Maschine erreichte den Flughafen 18 Sekunden vor 5 Uhr – und damit noch außerhalb der erlaubten Betriebszeit.
Go-Around kurz vor der Landung
Der Flug NH203 war am 2. Juli in Tokio-Haneda gestartet und erreichte nach knapp 14 Stunden am frühen Morgen des 3. Juli den Frankfurter Luftraum – zu früh für eine Landung. Denn am größten deutschen Flughafen gilt ein Nachtflugverbot: Vor 5 Uhr morgens darf kein regulärer Flieger aufsetzen.

Nachtflugverbot am Flughafen Frankfurt
Am Flughafen Frankfurt gilt seit 2011 ein vollständiges Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr. In diesem Zeitraum sind reguläre Starts und Landungen untersagt. Ausnahmen gelten nur in ganz bestimmten Fällen – etwa bei Notlandungen. Die zulässige Zeit für Landungen beginnt exakt um 5 Uhr. Schon seit Jahrzehnten ist es Gegenstand politischer Auseinandersetzungen, gerichtlicher Entscheidungen und gesellschaftlicher Debatten.
Tower bricht Landung ab
Der Discover-Airlines-Pilot Ori Gross befand sich nach eigenen Angaben zum Zeitpunkt des Vorfalls selbst in einem Flugzeug auf dem Vorfeld und verfolgte die Funkkommunikation. Laut seiner Schilderung versuchte die Flugsicherung, die frühe Ankunft durch eine Temporeduzierung zu verzögern – ohne Erfolg.
Um 4:59:42 Uhr, also 18 Sekunden vor dem offiziellen Betriebsbeginn, wies der Tower die Crew zum Durchstarten an. Die Maschine flog daraufhin eine zusätzliche Schleife und durfte erst nach 5 Uhr landen. Gross dokumentierte den Vorfall und veröffentlichte seine Beobachtungen auf dem Karriere-Netzwerk LinkedIn.
Kritik an starrem Regelwerk
Der Pilot kritisiert in seinem Blog-Beitrag die strikte Auslegung der Vorschrift: Durch den zusätzlichen Anflug seien etwa 16 Minuten extra Flugzeit und rund 1.900 Kilogramm zusätzlicher Kerosinverbrauch entstanden. Die Nachtruhe sei damit nicht geschützt, sondern durch das laute Durchstartmanöver über dem Rhein-Main-Gebiet sogar gestört worden, so seine Einschätzung.
Gross verweist in seinem Post auch auf einen ähnlichen Fall: Bereits im vergangenen Jahr musste ein Eurowings-Flug von Alicante nach Berlin wegen weniger Sekunden Verspätung nach Hannover umgeleitet werden.
Kontroverse Diskussion im Netz
In den sozialen Medien löste der Vorfall eine hitzige Diskussion aus. Auf Reddit äußerten sich zahlreiche Nutzer mit teils gegensätzlichen Einschätzungen. Einige verteidigten die Maßnahme: Die Piloten hätten ihre Ankunftszeit rechtzeitig erkennen und entsprechend langsamer fliegen können, hieß es. "Irgendwo muss man halt eine klare Grenze haben, und die ist bei 5 Uhr", schrieb ein Nutzer.
Andere kritisierten die starre Regelauslegung scharf. Der Go-Around habe zusätzlichen Lärm, mehr CO₂-Ausstoß und unnötige Belastung für Besatzung und Passagiere verursacht – und das für eine Zeitabweichung von nur 18 Sekunden. Ein Nutzer kommentierte: "Mehr Lärm, mehr CO₂ für die Stadt – wegen 18 Sekunden? Pedantisch und kontraproduktiv."
- linkedin.com: "Are We Always Serving the Purpose? A Closer Look at Night Curfews in Aviation"
- static.fraport.de: Infografik zum Nachtflugverbot