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Frankfurt am Main

Frankfurt-Razzia: 17 Polizisten wegen Gewalt im Amt unter Verdacht


1. Frankfurter Polizeirevier
Gewalt gegen Festgenommene: Razzia bei 17 Polizisten

Von t-online, osf, sth

Aktualisiert am 10.10.2025Lesedauer: 3 Min.
Ermittlungen gegen hessische PolizistenVergrößern des Bildes
Blick auf das erste Polizeirevier in der Frankfurter Innenstadt (Archivbild): Schon wieder gibt es schwere Vorwürfe gegen Beamte aus der Wache. (Quelle: Andreas Arnold/dpa/dpa-bilder)
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Großrazzia in Frankfurt: 17 Polizisten wird Gewalt und Machtmissbrauch vorgeworfen. Nach den schweren Vorwürfen gibt es jetzt Konsequenzen.

Es sind heftige Vorwürfe: In Frankfurt haben Behörden am Freitagmorgen die Wohnungen und Arbeitsplätze von 17 Polizisten durchsucht. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft und des Hessischen Landeskriminalamts (LKA) wird gegen die Beamten wegen Körperverletzung, Strafvereitelung – beides im Amt – sowie Verfolgung Unschuldiger ermittelt.

Die Beschuldigten – fünf Beamtinnen und zwölf Beamte zwischen 24 und 56 Jahren – sind im 1. Polizeirevier auf der Zeil in der Frankfurter Innenstadt tätig. Laut einer gemeinsamen Mitteilung von LKA und Staatsanwaltschaft arbeiteten sie teils im Streifendienst, teils in leitenden Positionen.

Den Beschuldigten wird vorgeworfen, im Zeitraum von Februar bis Ende April 2025 insgesamt sechs männlichen Personen während oder nach deren Festnahme unberechtigt körperlichen Schaden zugefügt bzw. dies geduldet und die Taten nicht angezeigt zu haben.

Vorwurf: Gewalt durch die Polizisten

Die Behörden nahmen die Ermittlungen auf, weil sie zwischen Februar und Ende April 2025 sechs festgenommenen Männern unberechtigt körperlichen Schaden zugefügt oder entsprechende Handlungen geduldet sowie nicht gemeldet haben sollen.

Ein Teil der Vorfälle sei durch Aufzeichnungen dokumentiert – unter anderem durch Überwachungskameras im Revier, Bodycams und städtische Videoanlagen. Das Material soll nun ausgewertet werden, heißt es in den Mitteilungen.

Beamte sollen Fake-Vorwürfe erhoben haben

Laut Staatsanwaltschaft und LKA sollen die Beamten in fünf Fällen nachträglich Ermittlungsverfahren gegen die Betroffenen wegen angeblichen Widerstands oder tätlicher Angriffe eingeleitet haben, um das eigene Vorgehen zu rechtfertigen.

Auslöser der Ermittlungen waren laut Innenministerium mehrere auffällige, inhaltlich ähnliche Strafanzeigen gegen Beamte des Reviers. Die Taten stehen nach bisherigen Erkenntnissen im Zusammenhang mit Festnahmen in der Innenstadt. Betroffene sollen teils im Revier selbst, teils kurz danach verletzt worden sein. In mehreren Fällen wurden laut Behörden Videoaufnahmen gesichert, die nun ausgewertet werden.

Konsequenzen für die Polizisten

Nach Angaben von Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) und dem Polizeipräsidenten wurden Disziplinarverfahren gegen alle 17 Beschuldigten eingeleitet. In sechs besonders gravierenden Fällen wurde Polizisten verboten, ihre Dienstgeschäfte auszuführen.

Nach Angaben des Ministers konzentrieren sich die Vorwürfe auf eine bestimmte Dienstgruppe des 1. Polizeireviers. Diese werde personell vollständig neu aufgestellt. Auch die Leitung des Reviers werde ausgetauscht, um die Handlungsfähigkeit zu sichern – obwohl gegen die aktuelle Spitze keine Vorwürfe vorliegen.

Razzia auch in Wohnungen in Frankfurt

Die Durchsuchungen wurden zeitgleich an vier Polizeidienststellen und 21 Wohnanschriften in Frankfurt und Umgebung durchgeführt. Rund 150 Kräfte des LKA und der Staatsanwaltschaft waren im Einsatz. Dabei stellten sie Mobiltelefone und Datenträger sicher.

Nach Angaben der Ermittler umfassen die laufenden Verfahren derzeit:

  • sechs Tatkomplexe mit 22 Tatvorwürfen gegen 17 Polizeibeamte wegen Körperverletzung im Amt,
  • vier Tatkomplexe mit 11 Tatvorwürfen gegen 10 Polizeibeamte wegen Strafvereitelung im Amt,
  • fünf Tatkomplexe mit 14 Tatvorwürfen gegen 11 Polizeibeamte wegen Verfolgung Unschuldiger.

Die Ermittlungen gestalten sich laut Behörden aufgrund der Vielzahl der Beteiligten und Tatvorwürfe als weitreichend und äußerst kompliziert. Hinweise auf ein extremistisches Motiv gebe es bislang nicht.

Polizeipräsident spricht von gravierenden Vorwürfen

Frankfurts Polizeipräsident Stefan Müller sprach von "sehr gravierenden Vorwürfen". Menschen im Gewahrsam müssten sicher vor Übergriffen sein, sagte er. "Die körperliche Integrität jeder einzelnen Person in staatlichem Gewahrsam ist zu wahren."

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Hessen warnte unterdessen vor einem Generalverdacht gegen alle Polizisten. GdP-Landeschef Jens Mohrherr sagte, man hoffe auf schnelle und gründliche Ermittlungsergebnisse.

Schon wieder dieses Frankfurter Polizeirevier

Das betroffene 1. Polizeirevier war bereits vor einigen Jahren in den Schlagzeilen, nachdem im Zusammenhang mit rechtsextremen Drohschreiben unter dem Kürzel "NSU 2.0" gegen dort tätige Polizisten ermittelt worden war. Diese Ermittlungen förderten auch die Existenz einer Chatgruppe, betitelt als "Itiotentreff", die durch rechtsextreme Inhalte auffiel. Diese Verfahren wurden Ende 2023 eingestellt; einer der damals angeklagten Polizisten ist inzwischen wieder im Polizeidienst tätig. Nach den neuen Vorwürfen soll das Revier nun strukturell neu aufgestellt werden.

Verwendete Quellen
  • https://frankfurt.t-online.de/region/frankfurt-am-main/id_91996820/frankfurter-polizisten-wegen-rassistischer-chats-angeklagt.html
  • https://www.hessenschau.de/gesellschaft/frankfurter-itiotentreff-polizist-durfte-trotz-13-neonazi-chatnachrichten-nicht-suspendiert-werden-v3,rechtsextremer-polizei-chat-100.html
  • Mitteilung der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main
  • Mit Material von dpa
Transparenzhinweis

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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