Frankfurter Buchmesse Vier Stunden Schlange für ein Selfie: Festhalle für Autogramme

Erstmals richtet die Buchmesse die Festhalle als Ort für Selfies und Autogramme ein. So will sie dem Ansturm junger Leserinnen Raum geben und andere Hallen entlasten.
Es erinnert ein wenig ans Anstehen am Flughafen: Bis zu 15 Schlangen, die rund 50 Meter lang sind, fein säuberlich mit Bodenmarkierungen abgetrennt. Hier geht es aber nicht um einen Security-Check – sondern um Selfies und Autogramme mit der Lieblingsautorin.
Und es sind vor allem Autorinnen und die Leserinnen, die sich hier gegenüberstehen. Hier präsentieren sich besonders populäre Autorinnen auf der Buchmesse, die die Genres New und Young Adult und Romantasy bedienen. Dafür gibt es ein enormes Interesse. Die Messe hatte 2023 schließlich schlechte Erfahrungen mit einem Autogramm-Ansturm gemacht. Um überfüllte Hallen zu vermeiden, gibt es in diesem Jahr erstmals diesen gesonderten Bereich, in dem die junge weibliche Zielgruppe auf ihre Stars trifft, den "Meet-the-Author"-Bereich.
System zur Autogrammabwicklung
Am Stand von SenLinYu sitzen Fans und warten schon vier Stunden, bevor die berühmte Fan-Fiction-Autorin überhaupt da ist. "Lieber sitze ich jetzt vier Stunden hier, als später", sagt eine junge Leserin. "Als ich in die Halle reingekommen bin, dachte ich mir schon: wow", sagt eine weitere Besucherin, die auf SenLinYu wartet. Ihr Buch "Alchemised", das ursprünglich im Internet als Harry-Potter-Fanfiction erschienen war, kam jetzt als eigenständiger Roman raus. Innerhalb kürzester Zeit entwickelte er sich zum neuen Favoriten der jungen Leserschaft.
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Groß ist die Halle auf jeden Fall. Doch mit dem Charme der Buchmesse hat sie eher wenig zu tun: In der Mitte sind die Bahnen zu den Signiertischen aufgezeichnet, abgesperrt durch Flatterband. Am Rande der Halle gibt es eine kleine "Pop-up-Bühne", im hinteren Teil stehen als Werbung und Sitzgelegenheit ein paar Möbel eines großen schwedischen Möbelhauses. Ansonsten hat die Halle nicht viel zu bieten. Es erinnert eben an die Massenabfertigung in einer Flughafenhalle, nur dass es hier Autogramme gibt.

Junge Leserinnen setzen Trends
New Adult, Young Adult und Romantasy zählen aktuell zu den gefragtesten Genres, besonders bei jungen Leserinnen. Die Geschichten drehen sich um Liebe, Selbstfindung und große Gefühle, oft mit Fantasy-Elementen. Social Media befeuert den Hype: Plattformen wie TikTok machen Autorinnen zu Stars und sorgen für ausverkaufte Signierstunden. Verlage reagieren mit eigenen Programmen und feiern Rekordumsätze.
Auf 5.600 Quadratmetern sind insgesamt 84 Autoren vertreten, die insgesamt 91 Stunden lang Bücher signieren und sich mit Fans fotografieren lassen. Erwartet werden etwa 20.000 Besucher.
Für berühmte Autorinnen wie Caroline Wahl ("22 Bahnen") müssen Fans vorher Tickets bestellen – die sind an diesem Mittag schon vergriffen. Bei allen anderen Autoren gibt es ein spezielles System fürs Anstehen: Vor jedem der fünf Signiertische gibt es drei Warteschlangen – eine für die aktuell signierende Autorin sowie zwei weitere für die nachfolgenden Schriftsteller. Unterschriften gab es am Freitag unter anderem von Stella Tack ("Kiss the Bodyguard") sowie die New-Adult-Autorin Antonia Wesseling ("Loverboy").
"Junge Leserinnen beflügeln das Buchgeschäft"
Nicht nur in der Festhalle und in der Genre-Halle 1.2 sorgt Romantasy und New-Adult-Literatur für Andrang. Mitten auf der Agora, dem Platz in der Mitte des Messegeländes, stehen Fans von SenLinYu ebenfalls Schlange: In einem Container sind Auszüge aus ihrem neuen Roman "Alchemised" zu hören. Szenen aus dem Buch sind dort in zwei Räumen nachgestellt. Wartezeit laut Mitarbeiterin: etwa eine Stunde.
Dass New Adult und ähnliche Genres auf der Messe einen solchen Raum erhalten, hat natürlich auch wirtschaftliche Gründe. Karin Schmidt-Friderichs, Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, sagte bereits vergangenen Sommer: "Während bislang eher die ältere Zielgruppe als die sichere Bank des Buchmarkts galt, beflügeln aktuell die jungen Leserinnen und Leser das Buchgeschäft."
- Reporter vor Ort
- Vorherige Berichterstattung
- Material der Nachrichtenagentur dpa
