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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Offener Brief an die Stadt Frankfurts Suchthilfezentrum: Widerstand im Bahnhofsviertel

Frankfurts Plan für ein Suchthilfezentrum im Bahnhofsviertel stößt auf erheblichen Widerstand. Zahlreiche Wirtschaftsvertreter fordern Alternativen.
Die Stadt Frankfurt will suchtkranken Menschen mit einer neuen Anlaufstelle im Bahnhofsviertel helfen. Dieser Plan stößt jedoch auf heftigen Widerstand. Zunächst kritisierten Anwohner die fehlende Kommunikation der Stadt über die Pläne in der Nachbarschaft, nun sind es auch Persönlichkeiten aus der Wirtschaft oder Hotelbetreiber.
Konkret will die Stadt Frankfurt ein Suchthilfezentrum in der Niddastraße errichten. In diesem Gebäude sollen künftig verschiedene Angebote für Suchtkranke gebündelt werden. Darunter etwa Konsumräume, medizinische und psychosoziale Betreuung. Das soll laut der Stadt zu einer besseren Versorgung der Betroffenen und zu einer langfristigen Entlastung des öffentlichen Raums führen. Viele Menschen, die in dem Stadtteil arbeiten oder leben, sprechen sich jetzt gegen das Projekt aus.
Initiative schlägt neue Immobilie für Suchthilfezentrum vor
In einem offenen Brief wenden sich die Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel und die Frankfurt Hotel Alliance direkt an den Frankfurter Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) sowie an Sozialdezernentin Elke Voitl (Grüne). Sie wollen, dass das Vorhaben an dem von der Stadt auserwählten Standort unterbunden wird. In dem Brief heißt es, das Bahnhofsviertel sei heute schon überproportional mit den Herausforderungen der Drogenpolitik belastet, etwa in Form von offenem Drogenkonsum, Beschaffungskriminalität oder auch sozialer Überforderung. Eine weitere Konzentration der Angebote sei nicht vermittelbar.
In dem Brief macht die Initiative zudem deutlich, dass es nicht um eine generelle Ablehnung von Suchthilfe geht, sondern vielmehr um den Standort. Die vielen Unterzeichner schlagen etwa vor, das Gelände an der Mannheimer Straße 119 in den Blick zu nehmen. Dort gebe es nämlich weniger Zielkonflikte und auch das Areal sei zentral gelegen und bereits durch soziale Einrichtungen geprägt. Ein Umbau zu einem Hilfszentrum sei aus diesem Grund mit überschaubarem Aufwand verbunden.
Die Kritiker fordern zudem eine umfassende Debatte über Frankfurts Drogenpolitik. So brauche es ein System, das die Bedürfnisse der Suchtkranken, aber auch die Interessen der Anwohner in den Blick nimmt. Die Initiative setze auf einen offenen Dialog mit allen Beteiligten, bevor vollendete Tatsachen geschaffen würden. Zu den Unterzeichnern des Briefs gehören etwa Immobilien-Entwickler Jürgen Groß, Gastronomen wie Micky Rosen und Alex Urseanu (Roomers) oder auch der Architekt Jürgen Engel.
- einganzesviertel.de
- Recherche der Redaktion