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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fall in JVA Preungesheim Inhaftierte stirbt an Embolie: Ermittlungen gegen Ärztin

In der JVA Preungesheim starb vergangenes Jahr eine Inhaftierte. Nun ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine Ärztin wegen Verdachts auf fahrlässige Tötung.
Nach dem Tod einer Frau in einem Frankfurter Gefängnis ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine Ärztin aus dem Rhein-Main-Gebiet. Es geht um den Verdacht auf fahrlässige Tötung, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt auf t-online-Anfrage mitteilte.
Laut Obduktionsgutachten war eine Lungenarterienembolie Grund für den Tod der Inhaftierten. Das teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag auf Nachfrage mit.
So werde gegen die Medizinerin aus der Rhein-Main-Region seit Februar 2025 ermittelt. Grundlage für den Anfangsverdacht seien Patientenunterlagen der Klinik, in der die Verstorbene am 15. Juni 2024 zunächst behandelt worden war. Die Ermittler prüfen nun, ob es einen Behandlungsfehler vonseiten der Ärztin gegeben hat.
Verstorbene soll an jenem Tag nichts getrunken haben
Die Inhaftierte war am späten Nachmittag beziehungsweise frühen Abend des 15. Juni 2024 in das Krankenhaus gebracht worden, nachdem ein Rettungsdienst durch die JVA Preungesheim alarmiert wurde. Nach der Behandlung sei sie erneut in die JVA Preungesheim zurückgesandt worden. Auf dem Rückweg erlitt sie nach Angaben der Staatsanwaltschaft einen medizinischen Notfall und musste reanimiert werden. Der Rettungsdienst sei daraufhin erneut alarmiert worden. Die Reanimation der Frau wurde laut Sprecher fortgesetzt, während die Frau erneut in das Krankenhaus transportiert wurde.
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft hatte die verstorbene Inhaftierte an jenem Tag nichts getrunken. Mehrere Versuche am Nachmittag, ihr Wasser zu geben, seien daran gescheitert, dass sie es wieder ausgespuckt habe. Daraufhin habe man den medizinischen Dienst hinzugezogen und den Rettungsdienst alarmiert. Dieser habe dann entschieden, die Verstorbene in ein Krankenhaus zu bringen. Die Ermittlungen dauern an.
Verstorbene musste zwei Mal fixiert werden
In einem Bericht der "Frankfurter Rundschau" erzählt die Mutter der Verstorbenen, die Fixierung der Tochter sowie die Verweigerung der Flüssigkeitsaufnahme habe zu einer Trombosebildung beziehungsweise einer Embolie und damit zum Tod der Frau geführt.
Die Staatsanwaltschaft teilt auf Nachfrage von t-online nun mit, dass die Verstorbene zweimal anlassbezogen und "nur für kurze Dauer" fixiert worden sei: zum ersten Mal bei der Verlegung aus dem Haftraum in eine Schlichtzelle, weil sie den Haftraum geflutet hatte, sowie ein weiteres Mal, als sie an ihrem Todestag zum ersten Transport mit dem Rettungswagen in das Krankenhaus transportiert wurde. Die Verstorbene habe sich laut Staatsanwaltschaft nämlich gegen den Krankenhaustransport gewehrt.
Mutter und Anwältin erheben Vorwürfe gegen die Behörden
Die Frau war am 8. Juni 2024 durch Beamte des Polizeipräsidiums Mittelhessen festgenommen und auf Anordnung der Staatsanwaltschaft Frankfurt einen Tag später an das Amtsgericht Frankfurt überstellt worden. Sie soll ihren Lebensgefährten mit einem Messer angegriffen haben, wie die "Frankfurter Rundschau" berichtete.
Die Mutter der Verstorbenen erhebt mit ihrer Anwältin Vorwürfe gegen die Behörden. So sei die Verstorbene psychisch krank gewesen und hätte in einer psychischen Klinik, statt in einer JVA untergebracht werden sollen.
- E-Mail-Verkehr mit einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt
- Telefonat mit einem Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt
- E-Mail-Verkehr mit dem Polizeipräsidium Mittelhessen
- fr.de: "Somalierin stirbt in JVA – Anwältin und Mutter erheben schwere Vorwürfe" vom 16.01.2025