"Raus aus dem Bahnhofsviertel" Suchthilfezentrum: Anwohner fürchten neue Drogenszene

In Frankfurt ist ein Suchthilfezentrum für Crack-Abhängige geplant. Anwohner befürchten eine Verlagerung der Drogenszene.
In der Niddastraße 76 in Frankfurt soll ein Suchthilfezentrum für Crack-Abhängige entstehen. Dabei handelt es sich um eine fünfgeschossige Gewerbeimmobilie aus der Gründerzeit. Dort sollen Hilfsangebote, Konsumräume und Übernachtungsmöglichkeiten vereint werden. Derzeit ist das Gebäude noch teilweise vermietet. Die "Hessenschau" berichtete zuvor, dass die Stadt die Mieter über das geplante Suchthilfezentrum nicht informiert habe.
Auf Anfrage von t-online teilte ein Sprecher des Sozialdezernats am Mittwoch mit, dass man in Kontakt zu den Mietern stehe und die Anwohnerschaft sowie die Nachbarn unmittelbar über das weitere Vorgehen und den Stand der Planung informieren werde, sobald der Magistrat über die Anmietung der Immobilie entschieden hat. Mit einer finalen Entscheidung vonseiten des Magistrats rechne man noch vor Beginn der Sommerferien.
Mieter sollen zufällig von den Plänen erfahren haben
Der Hessenschau sagte ein Mieter des Gebäudes, der mit einem Kollegen zusammen eine Bürogemeinschaft im Dachgeschoss des Hauses betreibt, dass man sich "vor den Kopf gestoßen" fühle. Von den Plänen der Stadt sollen die beiden Unternehmer nur per Zufall erfahren haben. Auch die Betreiber eines Yoga-Studios in dem Gebäude haben erst durch Presseanfragen von dem Suchthilfezentrum erfahren.
Wie das Sozialdezernat t-online weiter mitteilt, könne man noch keine Auskunft darüber geben, was mit den Mietverträgen der aktuellen Parteien im Gebäude passiert. Grund dafür sei, dass die Magistratsentscheidung über eine mögliche Anmietung des Hauses noch aussteht.
Offene Drogenszene soll zunächst in den Innenhof verlagert werden
Laut eines Medienberichts der "Bild" äußern mehrere Anwohner Sorge darüber, dass sich die Drogenszene aus dem Bahnhofsviertel in den bislang nicht betroffenen Teil rund um das angestrebte Gebäude in der Niddastraße verlagern könnte. Das Sozialdezernat nimmt die Sorgen nach eigenen Angaben ernst. "Die Idee ist jedoch, dass sich die offene Drogenszene zunächst in den Innenhof und dann weiter in die Innenräume des Zentrums verlagert – und damit weg von der Straße", so der Dezernatssprecher.
Das Sozialdezernat könne derzeit nicht genau einschätzen, wie viele Klienten das Suchthilfezentrum nach der Eröffnung aufsuchen werden. Der offenen Drogenszene in Frankfurt würden derzeit jedoch rund 200 Menschen angehören. Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Grüne) setze große Hoffnung in das Projekt. Ziel sei es, die Abhängigen von der Straße zu holen und in dem neuen Zentrum mit Hilfen zu versorgen. "Raus aus dem Bahnhofsviertel – rein in den Hinterhof", heißt es vonseiten des Dezernats. Damit wolle man das "sichtbare Elend auf der Straße" reduzieren.
- E-Mail-Verkehr mit einem Sprecher des Sozialdezernats
- hessenschau.de: "Mieter erfahren zufällig von geplantem Crack-Suchthilfezentrum" vom 07.04.2025
- bild.de: "Frankfurt mietet Büro-Block für Crack-Süchtige" vom 06.04.2025
- Recherche der Redaktion