Flughafen Frankfurt Mehr Flüge über Taunus – weniger Lärm für Mainz und Wiesbaden?

Fraport plant, die Abflugrouten in Richtung Nordwesten zu verlagern. Das könnte Mainz und Wiesbaden entlasten, sorgt aber für neue Diskussionen in der Region.
Am Frankfurter Flughafen soll sich in den kommenden Jahren die Verteilung des Fluglärms ändern. Nach Angaben von Fraport und der Deutschen Flugsicherung arbeiten beide derzeit an einem neuen Betriebskonzept, das Abflüge künftig stärker über den Taunus leiten soll. Die Lärmbelastung für Mainz und Wiesbaden soll so sinken.
Hintergrund ist die steigende Zahl von Flugbewegungen, die bis zum Jahr 2033 erwartet wird. Die Beratungsgesellschaft Intraplan rechnet für diesen Zeitpunkt mit 560.000 Flugbewegungen pro Jahr, gegenüber dem bisherigen Maximum von 514.000 Bewegungen im Jahr 2019. Im vergangenen Jahr hatte es 441.000 Starts und Landungen gegeben.
Altes Konzept reicht bald nicht mehr
Die Flüge könnten schon zum Ende des laufenden Jahrzehnts nicht mehr mit dem bislang gültigen Konzept abgewickelt werden. Die Zahl der maximal möglichen Bewegungen pro Stunde, der sogenannte Eckwert, steigt von derzeit 104 auf 110.
Die Änderungen betreffen allein die Abflüge beim Flugbetrieb in Betriebsrichtung West. Diese wird in Frankfurt an etwa 70 Prozent aller Tage geflogen. Es würden alle Abflugrouten weiterhin genutzt, versichern die Verantwortlichen. Wie bereits heute sollen 65 Prozent der Abflüge über die Startbahn West abgewickelt werden, teils auch in steileren Winkeln mit weniger Lärmbelastung für die Menschen am Boden.
Weniger Jets auf der Südumfliegung
Neu ist hingegen, dass bei übrigen Starts von der Centerbahn ein deutlich größerer Teil der Flugzeuge unmittelbar nach dem Abheben Richtung Nordwesten in Richtung des Mittelgebirges Taunus aufsteigen soll. Die sogenannte Südumfliegung mit einer weit gezogenen Kurve über die Stadtgebiete von Mainz und Wiesbaden soll hingegen seltener genutzt werden.
Lotsen der Flugsicherung haben bei diesen Abflügen immer wieder potenzielle Sicherheitskonflikte mit Abflügen von der Startbahn West registriert. Die beiden Bahnen können daher nicht unabhängig voneinander gesteuert werden.
Ziel: Möglichst wenig Lärm
Man schaffe die Grundlage für einen auch künftig sicheren, stabilen und nachhaltigen Betrieb, sagt Fraports Infrastrukturvorstand Pierre Dominique Prümm. Bei der Weiterentwicklung des Betriebskonzepts habe man darauf geachtet, die Lärmauswirkungen für die Region so gering wie möglich zu halten.
Die Arbeiten seien nicht abgeschlossen, versichern Fraport und DFS, die sich auf Diskussionen mit den Kommunen eingerichtet haben. Man sei jetzt mit einem Zwischenstand an die Kommunen und an die Öffentlichkeit gegangen, weil die flughafennahe Stadt Hochheim Auskünfte nach dem Umweltinformationsgesetz verlangt habe.
Kritik von Bürgerinitiativen
Bis zu einer Million Menschen im Rhein-Main-Gebiet sind laut Bürgerinitiativen von Fluglärm betroffen, rund 50.000 davon besonders stark. Je nach Windrichtung verschieben sich die Lärmzonen. Zwischen 23.00 und 5.00 Uhr gilt am Flughafen ein Nachtflugverbot, nur Ausnahmen sind zulässig.
Kritik kommt von Initiativen wie dem Bündnis der Bürgerinitiativen (BBI), das das erwartete Wachstum des Luftverkehrs für unrealistisch hält.
Vonseiten der Industrie und Wirtschaft, aber auch von der Politik wird der Frankfurter Flughafen als essenzieller Standortfaktor der Region betrachtet, der weiter wachsen müsse. Zudem ist er eine große Arbeitsstätte – je nachdem, welche Gruppen eingerechnet werden, sind es nach Angaben von Fraport bis zu 80.000 Menschen.
- Nachrichtenagentur dpa