Trickste Steuerbeamter bei Reisekosten? Ministerium zeigt Gewerkschaftsboss an

Michael Volz ist Steuerbeamter und Gewerkschaftschef. Sein Arbeitgeber, das hessische Finanzministerium, ist überzeugt: Der Mann hat betrogen.
Das hessische Finanzministerium hat übereinstimmenden Berichten zufolge Strafanzeige gegen den Landeschef der Deutschen Steuergewerkschaft (DSTG) erstattet. Michael Volz soll bei Reisekosten in einer Art und Weise getrickst haben, die er als Finanzbeamter einem Steuerzahler nie und nimmer hätte durchgehen lassen dürfen, meldete der "Spiegel".
Auch die "hessenschau" berichtete über die Affäre: Demnach soll Volz an sechs Tagen Reisekosten doppelt abgerechnet haben. Angeblich habe er sie sich sowohl vom Finanzministerium, seinem Arbeitgeber, als auch von seiner Gewerkschaft bezahlen lassen.
Interne Unterlagen belasten Volz "offenbar deutlich"
Zudem soll er auch bei Entfernungen getrickst und Strecken zu weit bemessen haben. In anderen Fällen habe er sich in seinem Finanzamt krankgemeldet und dennoch gegenüber der Gewerkschaft Reisekosten geltend gemacht. Dem Ministerium seien interne Unterlagen aus der Gewerkschaft zugespielt worden, die Volz "offenbar deutlich" belasten würden, berichtete der "Spiegel".
Es sind nicht die ersten Vorwürfe gegen Volz. Schon im vergangenen Jahr hatte es Kritik an ihm gegeben, weil er für Dienstreisen mit dem Auto einen höheren Kilometersatz abgerechnet hatte als andere Funktionäre. Damit soll er laut "Spiegel" oft monatlich vierstellige Beträge zusätzlich zu seinem Gehalt eingestrichen haben.
Gewerkschaft wittert "Intrige"
Auch soll er eine Geburtstagsparty für mehr als 10.000 Euro gefeiert und sich das Fest von seiner Gewerkschaft bezahlen lassen haben. Beschäftigte seiner DSTG-Geschäftsstelle habe er außerdem für seine parteipolitische Arbeit eingespannt: Volz ist SPD-Fraktionsvorsitzender von Birstein.
Die alten Vorwürfe seien inzwischen ausgeräumt, sagte Volz dem "Spiegel". Auch die neuen Vorwürfe hätten keine Substanz, ließ seine Gewerkschaft verlautbaren. Die "Anzeige sei unbegründet" und Teil einer "Intrige, die dazu dienen solle, die DSTG Hessen und ihr Engagement für die Interessen der Finanzbediensteten" zu schwächen, zitierte die "hessenschau" eine Stellungnahme der Gewerkschaft.
Dem hessischen Landesverband der Deutschen Steuergewerkschaft gehören eigenen Angaben zufolge mehr als 7.000 Mitglieder an. Damit seien mehr als 50 Prozent der Beschäftigten der Hessischen Finanzverwaltung in der DSTG Hessen organisiert.
- spiegel.de: "Chef der Steuergewerkschaft soll bei Reisekosten betrogen haben"
- hessenschau.de: "Steuergewerkschaft wirft Finanzministerium Fahrtkosten-Intrige vor"