Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.
Pro und Kontra Taxigutscheine für Frauen: Armutszeugnis oder gute Sache?

Frankfurt möchte Frauen nachts mehr Sicherheit bieten. Die Stadt setzt dabei auf preisreduzierte Taxifahrten für sie. Ist das eine gute Idee oder eine hilflose Aktion?
Frankfurt setzt auf mehr Sicherheit: Die Stadt plant die Einführung eines Gutscheinsystems für Frauennachttaxis. Ziel ist es, das Sicherheitsgefühl der Frauen auf dem Heimweg in den Nachtstunden zu erhöhen. Um dieses Vorhaben zu unterstützen, hat Frankfurt die finanzielle Ausstattung signifikant erhöht. Andere Städte wie München haben es vorgemacht.
Ein Schritt zu mehr Sicherheit oder ein Tropfen auf den heißen Stein?

Taxigutscheine für Frauen erhöhen das Sicherheitsgefühl
Frauen fühlen sich auf ihrem Nachhauseweg oft unsicher – und das nicht ohne Grund. Die steigende Zahl an Sexualstraftaten, die sich Jahr für Jahr bundesweit beobachten lässt, ist alarmierend. Allein 2024 gab es einen Anstieg um 6,2 Prozent. Diese Entwicklung zeigt: Die Angst vieler Frauen ist nicht nur subjektiv, sondern beruht auf Fakten. Deshalb ist es richtig, dass die Stadt Frankfurt Taxigutscheine für sogenannte Frauennachttaxis plant, um ihre Sicherheit zu stärken.
Ein Blick auf die Zahlen der Kriminalstatistik der hessischen Polizei für Frankfurt unterstreicht die Dringlichkeit: Im vergangenen Jahr wurden 247 Menschen Opfer von sexuellem Missbrauch – davon waren 195 Frauen und 52 Männer. Noch deutlicher wird das Verhältnis bei den Delikten Vergewaltigung, sexueller Nötigung und Tod: Von 184 Opfern waren 176 weiblich, nur acht männlich. Diese Zahlen machen deutlich, dass Frauen im öffentlichen Raum besonders gefährdet sind.
Das bisher geplante Budget von 450.000 Euro für vergünstigte Taxifahrten wirkt im Vergleich zu anderen Ausgaben der Stadt verschwindend gering. Zum Beispiel sind 11,7 Millionen Euro – also rund 26-mal so viel – für ein geplantes Suchthilfezentrum vorgesehen, obwohl dieses Vorhaben auf viel Kritik stößt. Es ist an der Zeit, die Ressourcen der Stadt gerechter zu verteilen.
Nachttaxi-Gutscheine für Frauen sind da nur ein erster Schritt. Frankfurt sollte das als Startschuss nutzen – für eine umfassende Sicherheitskampagne für Frauen und alle, die sich nachts unsicher fühlen.

Taxigutscheine für Frauen sind ein Armutszeugnis
Das geplante Gutscheinsystem für Frauennachttaxis in Frankfurt ist kein Fortschritt, sondern ein Symptom eines unhaltbaren Zustands. Statt die Ursachen von Unsicherheit im öffentlichen Raum konsequent anzugehen, wird hier nur an den Symptomen gearbeitet. Das ist ein Armutszeugnis. Und das signalisiert eine Kapitulation vor den eigentlichen Problemen wie Kriminalität und mangelndem Sicherheitsgefühl – gerade nachts. Frankfurt braucht keinen weiteren teuren Topf für Taxigutscheine, sondern einen politischen Sicherheitsfahrplan.
Das aufgestockte Budget von 450.000 Euro wäre in der Ursachenbekämpfung deutlich besser investiert. Mehr sichtbare Polizeipräsenz, verstärkte Ordnungsdienste oder Streetworker-Teams könnten das Sicherheitsgefühl der Menschen nachhaltig stärken und präventiv wirken. Auch Investitionen in einen sicheren, gut beleuchteten und verlässlich organisierten öffentlichen Nahverkehr würden dazu beitragen, dass sich alle Bürgerinnen und Bürger freier und sicherer bewegen können. Solche Maßnahmen sind nicht nur gesellschaftlich sinnvoller, sondern auch finanziell nachhaltiger als ein fortlaufendes Gutscheinsystem, das das eigentliche Problem nicht löst.
Und wie fatal ist dieses Signal bitte für Frauen? Es verstärkt das Gefühl, dass Frauen nachts grundsätzlich gefährdet sind und sich schützen müssen, statt ihnen Vertrauen in die Sicherheit des öffentlichen Raums zu geben. Das Unsicherheitsgefühl wird dadurch eher zementiert als abgebaut und wird so dem Anspruch eines sicheren öffentlichen Raums für alle nicht gerecht.
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