Mietshaus wird zu Boarding House 45 Mieter müssen ausziehen: Abriss nicht zu stoppen
Ein Mietshaus in Frankfurt soll zu einem Boarding House umgewandelt werden. Dafür müssen 45 Mieter ausziehen. Einen möglichen Abriss kann die Stadt Frankfurt nicht verhindern.
Im Gebäude Am Hauptbahnhof 4 in Frankfurt soll ein Mietshaus zu einem Boarding House umgewandelt werden. So will es die luxemburgische Immobilien-Investmentgesellschaft First Solid Rock Portfolio Sàrl. Dafür müssen bis Ende Oktober 45 Mieter das Gebäude verlassen. Anschließend soll die Immobilie entweder kernsaniert oder abgerissen und neu gebaut werden.
Nach Bekanntgabe der Abrisspläne hagelte es vielerorts Kritik. Der wohnungspolitische Sprecher der Linken im Römer, Eyüp Yilmaz, spricht in dem Zusammenhang von einem „klassischen Fall von Gentrifizierung. Wie die "Frankfurter Rundschau" (FR) nun berichtet, könnten der Magistrat und die Stadt Frankfurt einen Abriss des Gebäudes nicht verhindern, da es nicht unter Denkmalschutz stehe. Somit könne ein Erhalt des Gebäudes baurechtlich nicht gefordert werden, erklärt Planungsdezernent Marcus Gwechenberger (SPD) in einer Fragestunde im Stadtparlament.

Was ist ein Boarding House?
Ein Boarding House ist auch unter dem Begriff "Serviced Apartment" oder "Zuhause auf Zeit" bekannt. Die voll möblierten Wohnungen mit Küche werden meist länger als Hotels belegt und werden insbesondere von Firmen genutzt, deren Mitarbeiter für längere Zeit in einer Stadt abseits des eigenen Wohnorts untergebracht werden müssen.
Bebauungsplan schränkt Nutzung ein
Der für das Gebiet geltende Bebauungsplan schränke jedoch die künftige Nutzung ein. So seien 60 Prozent der Geschossfläche als Wohnfläche zu nutzen. Die Bewirtschaftung als Hotel sei somit für maximal 40 Prozent der Fläche zulässig. Wie Gwechenberger erklärt, sei eine Befreiung von dieser Festsetzung nicht in Aussicht gestellt.
Den 45 Mietern habe man bereits vor Weihnachten 2023 die entsprechenden Kündigungen zugestellt. Der Irish Pub "O‘ Reillys Pub" im Erdgeschoss des Gebäudes soll langfristig im Gebäude bleiben – den Betreiber der Kneipe soll man bereits in die Pläne einbezogen haben. Wie die "Frankfurter Rundschau" weiter berichtet, seien einige der Mieter bereits bei einem Rechtsanwalt gewesen. Laut Gwechenberger prüfe die Stabstelle Mieterschutz im Amt für Wohnungswesen die Kündigungsschreiben an die Mieter.
Yilmaz forderte die Stadt Frankfurt zuvor dazu auf, konsequent gegen den "klimaschädlichen Abriss" und die Zweckentfremdung vorzugehen. "Dieses Gebäude darf nicht weiter zum Spielball von Profitinteressen werden", erklärte Yilmaz.
- fr.de: "Drohender Abriss: Mieter und Kult-Pub "O’Reilly’s" vor ungewisser Zukunft" vom 13.04.2024
- Recherche der Redaktion