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Frankfurt am Main

Frankfurt: Crack-Zentrum im Bahnhofsviertel ist die richtige Entscheidung


Umstrittenes Projekt in Frankfurt
Warum das Crack-Suchtzentrum eine gute Nachricht ist

  • Oscar Fuchs
MeinungVon Oscar Fuchs

04.07.2025 - 16:55 UhrLesedauer: 2 Min.
Crack-Raucher in Frankfurt am Main: Bis zu 300 Euro täglich brauchen die Abhängigen pro Tag, um ihren Stoff bezahlen zu können.Vergrößern des Bildes
Crack-Raucher in Frankfurt am Main (Archivbild): Ein Hilfezentrum am Rande des Bahnhofsviertels soll sich gezielt an Süchtige dieser Droge richten. (Quelle: Boris Roessler./dpa)
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Das wohl umstrittenste Thema der Frankfurter Lokalpolitik ist beschlossene Sache: Eine Drogenhilfe speziell für Crack-Süchtige. Das ist aus mehreren Gründen richtig.

Die Situation in der offenen Drogenszene in Frankfurt ist dramatisch. Auf den Bahnsteigen, in dunklen Ecken des Bahnhofs, auf den Straßen des Bahnhofsviertels: Crack, geraucht aus kleinen Pfeifen, ist omnipräsent. Und ruiniert das Leben von Menschen in Rekordzeit. Die aus Kokain gekochten Steine lösen einen kurzen, extremen Rausch aus und führen schnell zu einem toxischen Dauerkonsum. Nichts außer der Jagd nach den Steinen hat dann mehr Priorität. Crack ist schon seit Langem die Nummer-eins-Droge in Frankfurt, man kann guten Gewissens von einer Epidemie sprechen.

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Deshalb ist es eine gute Nachricht, dass der Plan für das Crack-Suchthilfezentrum am Rand des Bahnhofsviertels endlich beschlossen ist. Es wird Menschen aus der Sucht helfen und sie von den Straßen holen. Das soll die elendige Situation im Bahnhofsviertel verbessern. Dahinter steckt kein weltfremdes Ideologieprojekt, sondern ein Konzept, gestützt auf wissenschaftliche Fakten und jahrzehntelange Erfahrung in Frankfurts Drogenpolitik.

Ja, in dem Zentrum wird es Crack-Konsumräume geben. Ja, im Innenhof dürfen Suchtkranke Crack rauchen. Aber das heißt nicht, dass die Sucht dort verwaltet wird, wie die CDU kritisiert, oder dass sich dort, wie im Boulevard behauptet, Junkies unkontrolliert austoben dürfen. Geplant sind medizinische und psychiatrische Versorgung, Beratungsangebote sowie Hilfen speziell für Frauen. Menschen, die am Boden sind und keine Lobby haben, sollen dort den Weg aus der Sucht finden.

Alternative am Stadtrand ist realitätsfremd

Der Ansatz, all diese Angebote unter einem Dach speziell für Crack-Abhängige zu bündeln, ist in Deutschland neu – und bitter nötig. Crack gewinnt bundesweit an Einfluss. Experten sehen in Frankfurt ein Modell, das auch für andere Städte zur Blaupause werden könnte. Die Szene hat sich verändert: Weg von Heroin, hin zu Crack – und bestehende Hilfsangebote reichen längst nicht mehr aus. Das berichten Menschen, die an vorderster Front Drogenhilfe leisten.

Kritik gibt es am Standort des Zentrums: nicht direkt im Bahnhofsviertel, sondern am Rand im Gallus. Warum verlagert man das Problem nicht an den Stadtrand, wie die FDP es fordert – etwa in ein Industriegebiet? So verständlich dieser Wunsch auch klingt; er ist realitätsfern. Die Süchtigen halten sich dort auf, wo die Dealer sind. Und die sind im Bahnhofsviertel. Die offene Drogenszene macht laut offiziellen Schätzungen höchstens ein Zehntel der Dealer-Marge aus. Dass Konsumenten und Dealer sich gemeinsam an den Stadtrand verlagern, ist unwahrscheinlich. Ebenso wie mit dem ÖPNV zwischen Szene und Hilfezentrum pendelnde Crack-Abhängige.

Die Sorgen der Anwohner sind verständlich. Niemand freut sich über eine Crack-Konsumfläche im Innenhof. Die Behörden und der Betreiber müssen das geplante Sicherheitskonzept konsequent umsetzen und Störungen minimieren. Dafür gibt es einen klaren Plan: keine Toleranz für Dealer am Gebäude und kein Konsum vor dem Zentrum.

Im Kern geht es hier aber um das Gemeinwohl und die gesundheitliche Notlage vieler Menschen. Und die wiegen schwerer als die Sorgen von Eigentümern um ihre Immobilienwerte. Hilfe gegen die Crack-Epidemie ist dringend geboten. Das geplante Hilfezentrum kann dafür viel tun. Nun braucht es vereinte Kräfte, um das Zentrum erfolgreich zu machen.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche und Beobachtungen
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