OLG-Urteil in Frankfurt Beeinträchtigte Frau nach Scheidung ohne Wohnung
In Frankfurt muss eine querschnittsgelähmte Frau nach der Scheidung von ihrem Mann die Wohnung verlassen. Ihr Pflegeanspruch ist geringer als der ihres Ex-Manns – doch der Grund ist nicht allein entscheidend.
Wenn sich ein querschnittgelähmtes Ehepaar scheiden lässt, erhält derjenige die behindertengerechte Ehewohnung, der wegen seiner Pflegebedürftigkeit stärker darauf angewiesen ist. Das gilt vor allem, wenn einer der beiden in der Wohnung sozial verwurzelt ist, wie das Oberlandesgericht (OLG) Frankfurt am Main in einem am Montag veröffentlichten Beschluss entschied. Im vorliegenden Fall darf der Mann in seinem Elternhaus wohnen bleiben. (Az: 6 UF 42/22)
Das kinderlose Paar ist seit einem Jahr geschieden und stritt darum, wer in der gemeinsamen Wohnung wohnen bleiben darf. Seit der Scheidung nutzte der querschnittsgelähmte Mann das Schlafzimmer und ein Bad, die querschnittsgelähmte Frau das Wohnzimmer und ein anderes Bad.
Frankfurt: OLG-Urteil im Prozess um querschnittsgelähmtes Paar
Der Mann ist auf tägliche Pflege angewiesen. Er muss beim Gang zur Toilette unterstützt werden. Seine Exfrau ist auch auf Pflege angewiesen, allerdings nicht im gleichen Umfang. Sie kann ohne Hilfe zur Toilette gehen.
Das OLG bestätigte das Urteil des Amtsgerichts. Die Frau muss dem Mann die Wohnung überlassen. Dieser ist wegen der erforderlichen Anwesenheit von Pflegern auf eine größere Wohnung angewiesen als sie. Zudem wohnte er bereits vor dem Einzug seiner Exfrau in der Wohnung und ist dort sozial verwurzelt.
- Nachrichtenagentur AFP
