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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Der nächste Winter wird kritisch 350.000 Euro benötigt: Frankfurter Theater kämpft um sein Dach

Das Dach des beliebten Frankfurter Musiktheaters Papageno ist sanierungsbedürftig. Ohne finanzielle Unterstützung riskiert das Theater irreparable Schäden.
Es regnet nicht rein. Zumindest noch nicht, doch die Prognose ist düster: "Den nächsten Winter wird das Dach nicht mehr überstehen", sagt ein Sprecher des Musiktheaters Papageno im Gespräch mit t-online. Das bekannte Theater in Frankfurt, das vor allem für sein Kinderprogramm hochgeschätzt wird, steht vor einem infrastrukturellen Problem. Das Dach ist beschädigt und wenn es nicht instand gesetzt wird, könnte bald auch die Elektronik betroffen sein. Eine Sanierung ist unausweichlich – mit rund 350.000 Euro Kosten ist es jedoch nicht finanzierbar für das Haus.
Die Dringlichkeit ist schon lange bekannt, doch das Geld fehlt. Das Papageno ist kein städtischer Bau, sondern ein sogenannter "fliegender Bau" – also ein temporäres Theaterzelt. Deshalb haftet es selbst für seine Infrastruktur. Die Stadt Frankfurt zahlt zwar einen jährlichen Kulturzuschuss in Höhe von rund 123.000 Euro, doch für außergewöhnliche Reparaturen reicht der nicht. Das Theater berichtet, lange für die Reparatur des Dachs gespart zu haben. Die Summe hatte man auch beinahe zusammen, doch dann kam Corona. Danach: eine defekte Klimaanlage, deren Reparatur 307.000 Euro verschlungen habe.
Reparatur dringend erforderlich
Nun fehlt das Geld. Der Sprecher betont, die Sicherheit des Dachs werde regelmäßig von Experten überprüft. Eine Gefahr würde somit für Gäste nicht bestehen. Dennoch sehe man es für dringend erforderlich, die Reparatur so schnell wie möglich zu vollbringen.
Eintrittspreise zu erhöhen, um das Defizit auszugleichen, sei keine Option, so das Musiktheater. "Theaterbesuche werden dadurch zu elitär – wir wollen für alle zugänglich sein", teilt der Sprecher t-online mit.
Papageno-Dach: Politische Hilfe
Das Dach-Problem ist inzwischen auch in der Politik angekommen. Ende April hat der Stadtverordnete Thomas Bäppler-Wolf (parteilos) einen Antrag eingereicht. Die Stadt Frankfurt soll laut diesem die Kosten für die Dacherneuerung übernehmen. Das Papageno habe einen bundesweit guten Ruf und spiele laut Bäppler-Wolf eine zentrale Rolle in der Kinder- und Jugendkulturarbeit. Ein etabliertes Haus wie das Papageno solle man nicht "im Regen stehen lassen", während an anderer Stelle Millionen in Neubauten fließen.
Noch schärfere Kritik äußert die Fraktion Die Linke im Römer. Sie gehen etwa auch auf den geplanten Wiederaufbau der Turmspitze des Frankfurter Rathauses – genannt "Langer Franz" – für rund zwei Millionen Euro ein. Dies sei ein Symbol für eine "falsche Geldverwendung." Michael Müller, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion, sagt: "Statt Turmspitzen auf intakte Dächer zu bauen, sollte die Stadt vielmehr kaputte Dächer sanieren, wo es reinregnet." Des Weiteren fordert Müller, nicht nur die sofortige Förderung der Sanierung, sondern auch die Einrichtung eines Kultursonderfonds, um strukturelle Löcher in der freien Kulturszene zu stopfen.
Das Musiktheater Papageno selbst hält sich aus der politischen Debatte heraus. Dass die Lage ernst ist, ist dennoch spürbar. Am kommenden Dienstag soll die Kostenübernahme für ein neues Dach des Papageno im Kulturausschuss der Stadt Frankfurt besprochen werden.
- Gespräch mit einem Sprecher des Musiktheaters Papageno
- Pressemitteilung der Fraktion Die Linke im Römer
- Antrag von Thomas Bäppler-Wolf
- Recherche der Redaktion