Wegen Cum-Ex-Deals Razzia in Büros bei PwC in Frankfurt

Fahnder suchen nach Hinweisen wegen möglicher Steuerhinterziehung der schwedischen Bank SEB. Dem PwC-Klienten wird vorgeworfen, 936 Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschmuggelt zu haben.
In Frankfurt gewöhnt man sich daran, dass es in einem der Bürotürme zu einer Razzia kommt. Dieses Mal erwischte es die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC. Allerdings steht nicht sie im Zentrum der aktuellen Ermittlungen, sondern der PwC-Kunde DSK Hyp, eine deutsche Tochter der schwedischen Großbank SEB.
Wie das "Handelsblatt" als erstes berichtete, durchsuchen bereits seit Mittwoch rund 30 Polizisten sowie Staatsanwälte und Steuerfahnder die Büroräume in Frankfurt. Die Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass Kunden von PwC Steuerhinterziehung im großen Stil betrieben haben könnten.
Ein PwC-Sprecher bestätigte den Schritt und sagte, man sei Zeuge in dem Verfahren. Man kooperiere mit den Behörden. Auch die zuständige Kölner Staatsanwaltschaft teilte mit, dass die laufende Durchsuchung "der Auffindung relevanter Kommunikation in Form von E-Mails und sonstiger schriftlicher Korrespondenz" diene.
Bereits im Dezember durchsuchten Ermittler die Deutschland-Zentrale der Bank in Frankfurt. Der deutsche Fiskus verlangt 936 Millionen Euro von dem Institut zurück, die Bank hielt diese Forderung laut Mitteilung vom Dezember für unbegründet und will sie anfechten.
Bank in Frankfurt offenbar an Cum-Ex-Geschäften beteiligt
Die SEB soll bei sogenannten Cum-Ex-Deals mitgemischt haben. Bei diesen Machenschaften werden Aktien mit ("cum") und ohne ("ex") Dividendenanspruch rund um den Stichtag der Ausschüttung hin- und hergeschoben – ein Verwirrspiel, um die Behörden zu täuschen.
Am Ende wurden Steuern erstattet, die gar nicht gezahlt worden waren. Eine Praxis, die jahrelang im großen Stil betrieben wurde und einen Schaden von zwölf Milliarden Euro verursacht haben soll. Deutschlandweit gibt es mehr als 120 Verfahren mit rund 1.350 Beschuldigten.
Im vergangenen Juli hatte der Bundesgerichtshof in einem wegweisenden Urteil festgestellt, dass Cum-Ex-Geschäfte als Steuerhinterziehung zu bewerten und damit strafbar sind. Cum-Ex gilt als größter Steuerskandal der deutschen Nachkriegsgeschichte.
Razzia auch gegen acht PwC-Berater
Wie das "Handelsblatt" weiter berichtete, will die SEB will nicht zahlen. "Die Bank lehnt diese Rückforderungen entschieden ab und wird sie anfechten", sagte ein Sprecher gegenüber der Zeitung.
Und am Ende stellt sich auch die Frage, wie viel eigentlich die PwC von den Cum-Ex-Deals der SEB Bank wusste. Dem "Handelsblatt" liegt ein Newsletter der Wirtschaftsprüfgesellschaft vom 2. April 2009 vor. Darin beschreibt PwC genau, wie Cum-Ex-Geschäfte funktionierten.
Darüber hinaus ist wohl auch die PwC in Cum-Ex-Geschäften verwickelt. Denn Ende November 2021 durchsuchte die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt mit 250 Beamten die Räume der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Vier aktuelle und vier ehemalige PwC-Berater sind beschuldigt.
- Nachrichtenagentur dpa
- "Handelsblatt"-Bericht vom 3. Februar 2022