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Frankfurt am Main

Frankfurt empört: Boxer Selmi trotz Integration vor Abschiebung


Schule ist fassungslos
Abschiebung trotz Integration: Fall von Box-Champion erhitzt Gemüter

Von dpa, t-online, sfk

07.05.2025 - 09:33 UhrLesedauer: 2 Min.
urn:newsml:dpa.com:20090101:250429-911-013982Vergrößern des Bildes
Abdelkader Selmi macht eine Ausbildung im Tiefbau (Archivfoto): Sein Fall liegt nun vor dem Petitionsausschuss des hessischen Landtags. (Quelle: Helmut Fricke)
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Ein 21-jähriger algerischer Boxer droht, trotz Integrationserfolg und sportlichem Talent, aus Deutschland abgeschoben zu werden. Unterstützer laufen Sturm.

Ein algerischer Nachwuchssportler, der in Frankfurt eine Ausbildung absolviert, steht vor der Abschiebung: Der 21-jährige Abdelkader Selmi boxt in der Bundesliga, war 2023 Deutscher U22-Meister und arbeitet bei einem Rohrleitungsbauunternehmen – trotzdem gilt seine Aufenthaltserlaubnis als unsicher.

An der Philipp-Holzmann-Schule in Frankfurt, wo Selmi zur Berufsschule geht, ist man fassungslos. Dort kümmern sich sechs Lehrkräfte im Rahmen einer Flüchtlings-AG um besonders gefährdete Jugendliche. Auch Selmis Ausbildungsbetrieb und sein Boxverein, Eintracht Frankfurt, setzen sich für seinen Verbleib ein. Der Fall liegt inzwischen beim Petitionsausschuss des hessischen Landtags, der bis zur Entscheidung eine Aussetzung der Ausreise verfügt hat.

Petition von über 10.000 Menschen unterzeichnet

Erst kürzlich wurde eine Petition für das Bleiberecht von Abdelkader Selmi ins Leben gerufen. Über 10.000 Menschen (Stand: 07.05.2025) haben diese unterzeichnet. Das Sammelziel sind 11.000 Unterschriften. In der Petition heißt es: "Warum einen jungen Mann abschieben, der sich vorbildlich integriert?"

Viele Unterzeichner machen in ihren Kommentaren auf ihr Unverständnis aufmerksam – so habe Selmi sich in kürzester Zeit integriert und habe bedeutende sportliche Erfolge in und für Deutschland erzielt. Auch, dass Selmi in kürzester Zeit die deutsche Sprache gelernt habe, finden die Unterzeichnet bemerkenswert und sehen das als Grund für ein Bleiberecht.

Schüler in Sorge, Lehrer in Alarmbereitschaft

Die Lage ist kein Einzelfall, warnt Schulseelsorger Jürgen Reck. "Seit zwei Jahren herrscht eine Stimmung der Angst und der Unsicherheit", sagt der katholische Theologe. Von der Willkommenskultur von 2015 sei nichts geblieben. Rund 70 Prozent der 2.300 Schüler an seiner Schule haben einen Migrationshintergrund – viele von ihnen erleben laut Reck zunehmend Diskriminierung und behördlichen Druck.

Ein Vorfall hat besonders für Unruhe gesorgt: In einer "Nacht- und Nebelaktion" sei vor wenigen Wochen ein Mädchen aus Afghanistan mitsamt ihren Eltern abgeschoben worden – obwohl zwei ihrer Brüder bleiben durften. Die Schule hält weiter Kontakt zur Familie. Solche Geschichten sprächen sich schnell herum, sagt Reck: "Dann fragen andere: Passiert mir das auch?" Auch Jugendliche mit deutschem Pass hätten inzwischen Angst, abgeschoben zu werden.

Immer mehr Petitionen wegen Aufenthaltsrecht

Nach Angaben des Petitionsausschusses des Landtags haben sich 2024 die Eingaben zum Aufenthaltsrecht stark erhöht – um rund die Hälfte auf 257. Die meisten Petenten stammten aus der Türkei, aus Marokko oder dem Irak. Ausschussvorsitzender Oliver Ulloth (SPD) nannte als Gründe unter anderem den anhaltenden Personalmangel in den Ausländerbehörden sowie einen Nachholeffekt nach der Corona-Pandemie.

Ein Beispiel für einen erfolgreichen Fall stammt von einem Hilfesuchenden aus Guinea. Der Mann, der trotz abgelehntem Asylantrag eine Ausbildung im Gastgewerbe abgeschlossen und ein unbefristetes Arbeitsverhältnis vorweisen konnte, erhielt kürzlich eine Aufenthaltserlaubnis für zwei Jahre.

Auch die Abschiebebeobachter am Frankfurter Flughafen sehen Entwicklungen mit Sorge. Laut der Juristin Melisa Ergül-Puopolo, die seit 2016 für Diakonie und Caritas tätig ist, gebe es zunehmend Fälle, in denen die Abschiebepraxis schwer nachvollziehbar sei. "Man versucht, alles abzuschieben, was abgeschoben werden kann, um dem politischen Druck standzuhalten", sagte die Rechtsanwältin bei der Vorstellung des Tätigkeitsberichts. Mit Blick auf den Fachkräftemangel sei das "völlig unverständlich".

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Recherche der Redaktion

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