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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Umfrage zur Mobilität Fußgänger-Rekord unter Frankfurtern

Die Bewohner Frankfurts sind öfter zu Fuß unterwegs und fahren weniger Auto. Eine Studie zeigt, woran das liegt und womit sie zufrieden und unzufrieden sind.
Frankfurter legen inzwischen den größten Anteil der Wege innerhalb ihrer Stadt zu Fuß zurück. Das geht aus einer Umfrage unter Bewohnern der Stadt für 2023 hervor, die das Mobilitätsdezernat am Freitag, 23. Mai, vorgestellt hat. Demnach legten Bürgerinnen und Bürger 37 Prozent aller Wege zu Fuß zurück – ein Anstieg von 11 Prozent gegenüber der letzten Umfrage im Jahr 2018. Bei Wegen innerhalb Frankfurts, 88 Prozent aller zurückgelegten Wege, liege der Fußverkehrsanteil sogar bei 41 Prozent.
Experten sehen Veränderungen durch die Corona-Pandemie als wichtigen Treiber des Trends. Mobilitätsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) sagte: "Homeoffice hat längere Pendelwege reduziert." Frankfurt sei eine Stadt der kurzen Wege. "Unsere kompakte Struktur und das viele Grün machen das Zufußgehen in Frankfurt attraktiv", sagte Siefert.
23 Prozent der Wege legten die Befragten mit dem Auto zurück. Hauptverkehrsmittel bei jeweils rund 20 Prozent der Wege waren das Fahrrad oder der öffentliche Nahverkehr (ÖPNV).
Autoverkehr bei Bewohnern auf Tiefpunkt
Der Autoverkehr ging dagegen deutlich zurück: Der Anteil der mit dem Auto zurückgelegten Kilometer sank seit 2018 um 10 Prozent auf 47 Prozent. An Werktagen verzeichnet die Studie rund 625.000 Wege mit dem Auto. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der Studie 1998, obwohl die Bevölkerungszahl deutlich gestiegen ist.
Nachhaltige Mobilität, also Fuß-, Rad- und öffentlicher Nahverkehr, machte 82 Prozent des Verkehrs innerhalb der Stadt und 77 Prozent des Gesamtverkehrs aus. Zum Gesamtverkehr zählen auch Wege über die Stadtgrenzen hinweg.
Die Verkehrsmittel von Pendlern nach Frankfurt flossen nicht mit in die Befragung ein. 2023 gab es laut dem Dezernat 407.000 Einpendler. Rund 112.000 Frankfurter pendelten dagegen aus der Stadt.
So bewerten Frankfurter den Verkehr
Erstmals fragte die Studie auch nach, wie zufrieden die Bewohner mit dem Verkehr in der Mainmetropole sind. Die Zufriedenheit mit dem Autoverkehr ist demnach ausbaufähig: Nur ein Drittel der Befragten bewertet die Verkehrssituation für Autos mit den Schulnoten "gut" oder "sehr gut". 15 Prozent empfinden sie sogar als "mangelhaft" oder "ungenügend". Rund die Hälfte bewertete sie als "befriedigend" oder "ausreichend".
Anders sieht es beim Fußverkehr aus: 71 Prozent bewerten die Bedingungen für den Fußverkehr als "gut" oder "sehr gut". 88 Prozent gaben an, gern zu Fuß unterwegs zu sein.
Den Radverkehr bewerteten 38 Prozent als positiv, während er bei knapp 14 Prozent durchfiel. Überraschend positiv schneidet das ÖPNV-Angebot ab: 53 Prozent der Befragten finden es "gut" oder "sehr gut". Nur 8,2 Prozent bewerten es als unzureichend.
Dezernent sieht sich bestätigt
Verkehrsdezernent Siefert (Grüne) sagte, er sehe die Verkehrspolitik der Stadt durch die Studienergebnisse bestätigt: "Es geht hier nicht um Ideologie, sondern um eine kluge Nutzung von begrenztem Raum." Wenn die Autonutzung der Frankfurterinnen und Frankfurter sinke, sei auch mehr Platz für diejenigen da, die auf das Auto angewiesen seien, wie etwa Handwerker. Die Stadt Frankfurt verfolgt eine Mobilitätsstrategie, die den Fuß-, Rad- und Nahverkehr stärken möchte. Daran gibt es auch Kritik.
Für die Studie "Mobilität in Städten – System repräsentativer Verkehrserhebungen" (SrV) wurden 2.106 Bewohner Frankfurts befragt. Die Studie ist repräsentativ. Heißt: Die Befragten wurden so ausgewählt, dass sie die Bevölkerung insgesamt gut abbilden – etwa beim Alter, Geschlecht oder anderen wichtigen Merkmalen. Abgefragt wurde das Verkehrsverhalten an einem mittleren Werktag. Die Studie findet alle fünf Jahre in zahlreichen Städten Deutschlands statt. Frankfurt nimmt seit 1998 daran teil.
CDU reagiert mit Kritik
Die CDU im Römer reagierte auf die Umfrage kritisch. Sie lasse aber die Perspektive der Pendler außen vor, erklärte der verkehrspolitische Sprecher der Christdemokraten, Frank Nagel auf t-online-Anfrage. Pendler seien oft auf das Auto angewiesen – gerade weil es an attraktiven Alternativen im ÖPNV mangele. "Die Realität an den Stadträndern zeigt, wie einseitig die grün geführte Verkehrspolitik in Frankfurt ist", sagte Nagel. Er kritisiert fehlende Fortschritte beim Ausbau zentraler Projekte wie der Regionaltangente West und warnt davor, die Bedürfnisse des Umlands zu vernachlässigen. Zuvor hatte die "Frankfurter Rundschau" berichtet.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Frankfurt forderte derweil, dass der Fuß-, Rad- und Nahverkehr in Frankfurt gestärkt werden müsse. Sprecher Ansgar Hegerfeld erklärte, das wachsende Frankfurt brauche ein Verkehrssystem, das allen Menschen gerecht werde.
- Reporter vor Ort, Pressekonferenz im Mobilitätsdezernat Frankfurt am Main, 23. Mai 2025
- frankfurt.de: Mitteilung zur Studie vom 23. Mai 2025
- frankfurt.de: Auswertung im Detail
- Mitteilung der CDU Frankfurt vom 23. Mai
- adfc-frankfurt.de: Mitteilung vom 23. Mai