Im Bahnhofsviertel Stadtregierung stimmt für neues Crack-Suchtzentrum
Der Magistrat gibt grünes Licht für das Crack-Suchthilfezentrum in der Niddastraße. Bei der Frage, wer es nutzen kann, gibt es eine entscheidende Änderung.
Der Frankfurter Magistrat hat für das neue Crack-Suchthilfezentrum im Bahnhofsviertel gestimmt. Die Vorlage von Sozial- und Gesundheitsdezernentin Elke Voitl (Grüne) fand in der Magistratssitzung am Freitag (16. Mai) Zustimmung, wie die Stadt mitteilte. Die Stadtverordnetenversammlung muss dem Plan noch zustimmen.
Oberbürgermeister Mike Josef (SPD) sagte nach der Sitzung, die Stadt vollziehe einen "Paradigmenwechsel": Künftig sollen sich die Hilfsangebote gezielt an Menschen aus Frankfurt richten. Suchtkranke aus anderen Regionen werden demnach nach einer Notversorgung in ihre Heimatorte zurückvermittelt. "Niemand, der Hilfe braucht, wird abgewiesen", sagte Voitl. Josef hatte wiederholt betont, dass Frankfurt nicht die Suchthilfe für ganz Süddeutschland bieten könne.
Stadt will Bahnhofsviertel entlasten
Das neue Zentrum in der Niddastraße 76 soll Teil eines Gesamtkonzepts zur Verbesserung der Situation im Bahnhofsviertel sein. Die Einrichtung habe "das Potenzial, das Elend auf der Straße zu reduzieren und notleidenden Menschen zu helfen".
Ordnungsdezernentin Annette Rinn (FDP) begrüßte die Entscheidung aus ordnungspolitischer Sicht: "Wir brauchen einen Ort, wo wir die Menschen hinschicken können."
Das Suchthilfezentrum soll bundesweit erstmals auch auf die Versorgung von Menschen mit Crackabhängigkeit spezialisiert sein. Ausdrücklich betont die Stadt, dass in der Einrichtung kein Handel mit Drogen stattfinden werde.
Pläne sind umstritten
Oberbürgermeister Josef sieht nun die hessische Landesregierung in der Pflicht, "endlich in ganz Hessen Hilfestrukturen durchzusetzen." Frankfurt habe kommunalpolitisch alle möglichen Schritte unternommen. Das Land müsse die Stadt unterstützen und "endlich den Dealerbanden über Razzien hinaus dauerhaft das Handwerk legen."
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Die Pläne für das Zentrum sind umstritten. Die mitregierende FDP hatte sich im Vorfeld bei einem Parteitag dagegen gestellt und betont, Hilfseinrichtungen und Obdachlosenunterkünfte in Randlagen der Stadt verlagern zu wollen. "Dicht besiedelte oder besonders sensible Innenstadtlagen stellen keine derart geeignete Lage dar", hieß es in dem Beschluss der FDP. Aber: Ordnungsdezernentin Rinn (FDP) stimmte dennoch dafür, während ihre Parteikollegin und Wirtschaftsdezernentin Stephanie Wüst (FDP) im Vorfeld eine Verschiebung der Entscheidung forderte.
Kritik an dem Plan für das Crack-Zentrum gibt es auch seitens der Eigentümerinitiative Bahnhofsviertel und der Frankfurt Hotel Alliance sowie von Anwohnern. Ebenso lehnt die oppositionelle CDU das Zentrum ab.
So geht es weiter
Die stadtnahe Konversions- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (KEG) soll das Gebäude in der Niddastraße 76 kaufen, umbauen und anschließend an soziale Träger vermieten. Diese werden das Zentrum im Auftrag der Stadt betreiben. Über die finanziellen Details des Kaufvertrags wurde Stillschweigen vereinbart. Die "Frankfurter Rundschau" beruft sich auf Quellen, nach denen die Gesamtkosten für das Projekt bei rund 12 Millionen Euro liegen sollen.
Vor dem endgültigen Beschluss in der Stadtverordnetenversammlung will die Stadt die Anwohner und den zuständigen Ortsbeirat umfassend informieren. Im Stadtparlament wäre eine Mehrheit auch mit Stimmen der oppositionellen Linken und Ökolinx-ELF möglich. Die Standortsuche für das neue Zentrum hatte über zwei Jahre gedauert.
- Mitteilung der Stadt Frankfurt
- Austausch mit Sprecher des Gesundheitsdezernats
- Eigene Recherche